Zum Lesen


Im Auge des Kalorien-Tsunami


Eigentlich hatte das diesjährige Weihnachtsfest die besten Voraussetzungen, ein nicht-reguläres zu werden: Es gab keinen Schnee, dafür zweitstellige Außentemperaturen, wir hatten konsequent keine Adventsdeko in der Wohnung (bis auf den obligatorischen Bier-Adventskalender) und ich habe sogar anstelle von Sternchen und Schäfchen, kleine Nilpferd- und Maßkrug-Plätzchen gebacken. Dann kam das Vorweihnachtswochenende - und mit ihm meine jährliche Herausforderung: Wie viel Essen passt in mich hinein bevor ich platze oder mir einen portablen Zusatzmagen anschaffen muss? Nach fast einer Woche Kalorientsunami bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass ich in Relation zu Körpergröße und Gewicht gesetzt gar nicht mal so schlecht war (obwohl MIR ein paarmal ein wenig schlecht war). Ich kann bei 20 Grad draußen drinnen sitzen und heißen Glühwein trinken, ich kann sechs Tage lang Fleisch mit Fleisch essen, ohne den Neujahrsvorsatz zu fassen, Vegetarier zu werden. Und ich betrachte Lebkuchen und Plätzchen nur phasenweise als einen der grausamsten Weihnachtsbräuche neben der "Last Christmas"-Dauerschleife im Radio (die ich diesmal durch konsequentes Nicht-Radiohören auf zwei Tage reduziert habe). Alles in allem waren es also schöne Tage am Kalorien-Aufnahmelimit. Genug Substanz für ein neues Jahr mit vielen neuen Essens-Experimenten. Ich freue mich darauf und wünsche euch da draußen an den PC-Monitoren, Laptop-Bildschirmen und Weihnachts-Apples ein geschmeidiges Hinein-Fondue-ieren ins Jahr 2013!

Johann Lafer kocht Bildung auf


Kindermund tut Wahrheit kund - und lässt sich anscheinend auch ganz leicht austricksen. Und zwar, wenn es ums Gemüse-Essen geht. Ernährungspsychologen von der Cornell University im amerikanischen Ithaca haben nämlich herausgefunden, dass der Nachwuchs gesunde Lebensmittel lieber isst, wenn er einen Phantasienamen trägt. Zu diesem Zweck boten sie in der Schulkantine einmal Karotten als "Karotten" an, am nächsten Tag als "Röntgenblick-Karotten". Die Schüler griffen beim "Supergemüse" doppelt so oft zu wie beim normalen. Der Ansatz funktionierte auch in einigen Schulen in New York: Sobald Brokkoli zu Superhelden-Brokkoli wurde, schoss er in der Beliebtheitsskala nach oben wie Batman, wenn das Fledermauszeichen am Himmel erscheint. Stand schnöde "Brokkoli" auf der Tafel, sank der Konsum um bis zu 16 Prozent. Restaurants, die ihren Kindergerichten lustige Namen wie "Pinocchio" oder "Biene Maja" geben scheinen also gar nicht so falsch zu liegen - wenn man davon absieht, dass sich dahinter meist ohnehin die Lieblingsspeisenklassiker "Schnitzel und Pommes" oder "Nudeln mit Tomatensoße" verbergen. Für essgestresste Eltern eröffnet diese Erkenntnis jedenfalls ganz neue Möglichkeiten - kulinarisch und kreativ. Wetten, dass ihr "Lahm-Spinat", der "Miley Cyreis" oder der "Manga-Smoothie" reißenden Absatz finden?

Salat: Durcheinander aus der Dose


"Da haben wir den Salat" - woher dieses Sprichwort kommt, ist gar nicht so leicht herauszufinden. Im Internet wird spekuliert, dass der Ursprung dieser Redensart darin begründet liegt, dass in einem Salat verschiedene Zutaten durcheinander gemischt sind. Also "hat man den Salat", wenn irgendwas durcheinander geraten ist. Dabei werden bei einigen Salaten gar nicht mehrere Zutaten übereinandergeschmissen, sondern eher geschichtet. Man denke nur an die Formschönen Salatplatten der 50er Jahre, die eher wie Ölgemälde geschichtet und mit einem Dosenpfirsich gekrönt wurden. Ich liebe grundsätzlich Salate, sie sind das einzige Gericht, dass ich akzeptabel hinbekomme - vorausgesetzt, man ist äußerst essigsäureresistent. Aber wenn schon was aus der Dose in mein Grünzeug kommt, dann in Form von Mais. Der, so belehren Gesundheitsapostel nimmermüde, enthält zwar Fabrikzucker, aber ich mag ihn einfach. Immerhin stecken ihn ihm - so die Zeitschrift Ökotest - Vitamin B1 für gute Gehirn- und Nervenfunktion, Vitamin B6 für den Stoffwechsel, Folsäure und ein paar Ballaststoffe. Und: Der Test der Zeitschrift ergab, dass in keiner der geprüften Dosen und Gläser Pestizide oder Genmais entdeckt. Außerdem wurde mit zwei Körnchen Dosenmais 1980 in Redmire an der walisischen Grenze der erste Karpfen gefangen, der mehr als 51 lb, also rund 23 Kilo wog. Ein Fisch so schwer wie rund 80 Dosen seines Köders. Das nenne ich Return-on-Investment. Und was einem Fisch schmeckt, der "the Bishop" genannt wird, kann einem Dosenhendl nicht schaden. ich werde nur bei einzelnen Körnern ganz genau darauf achten, ob da nicht irgendwo ein Haken ist.






Wasser - mehr als klare Flüssigkeit


Wasser kann verklumpen. Ohne Witz! Habe ich im Spiegel gelesen. Also, der Spiegel selbst bzw. der Autor des Artikels glaubt das zwar nicht. Wohl aber die Besucher der Esoterik-Messe, über die es in dem Bericht ging. Auf dieser Messe für "Friede, Freude, Seelenstreicheln" gab es einen Aussteller, der einen Quirl für Leitungs- und Flusswasser feilbot. Den braucht der in Harmonie mit sich und seinen Organen lebende Mensch dazu, die Klumpen aus dem Wasser zu wirbeln, die entstehen, wenn es durch die Leitung gepresst und dabei gequetscht wird. Und weil der Quirl irgendeine Spezial-Aufladung hat, könnte man sogar Wasser direkt aus dem Eufrat, Tigris, Nil oder auch der nächstbesten Klärgrube trinken und es würde dem Körper so wohl bekommen wie eine dreistündige Massage plus Frischzellenkur. Mindestens. Wasser scheint ohnehin über die Jahre viel komplexer geworden zu sein. Ich dachte immer, es habe genau zwei Funktionen für den Menschen: ihn sauber machen und den Durst löschen. Inzwischen gibt es aber welche mit Vitaminen drin, mit Sauerstoff, es gibt Filter und Steine, die das Wasser energetisch aufladen oder reinigen sollen und ein gewissen Claus Arius hat sogar ein Buch darüber geschrieben: "Mineralwasser. Der Guide zu 225 Marken aus aller Welt". Die Wässer in diesem Ratgeber sind sogar allesamt getestet - auf Geschmack und Gebrauchsmöglichkeiten. Nennt mich einen Banausen, aber wie viele Gebrauchsmöglichkeiten gibt es denn für Mineralwasser? Beziehungsweise, was kann denn ein Mineralwasser, was ein anderes nicht kann? Vielleicht sollte ich mir den Flüssig-Lesestoff ja mal anschaffen; um meine Vorurteile zu beseitigen und wieder en vogue zu sein. Denn wie der Klappentext auf amazon verheißt: "Mineralwasser liegt im Trend". Dann mal runter damit - aber erst die Klumpen rausquirlen.

Von Hamburg nach München: Die Weißwurst ist doch ein Nordlicht


Gestern gab es mal wieder einen (kleinen) sportlichen Wettkampf, zur Belohnung gab es heute Weißwurst zum Frühstück. Obwohl ich in Süddeutschland geboren bin und lange in München gelebt habe, muss ich immer noch jedes Mal überlegen, ob man die Wurst jetzt erst ins Wasser legt und selbiges dann erwärmt oder ob man erst das Wasser warm macht und dann die Wurst reinlegt. Bevor jetzt alle anfangen zu googeln und nicht mehr weiterlesen: Man macht erst das Wasser warm und legt dann die Würste bei 70 bis 75 Grad Wassertemperatur 10 Minuten in den Topf. Der zweite Gedanke, der mir immer kommt, wenn es Weißwurst gibt, ist der, wie man sie korrekt verzehrt. Obwohl das inzwischen wohl ziemlich Latte ist. Sogar Alfons Schuhbeck sagt, dass kein Mensch mehr zuzelt, also das Wurstinnere mit den Zähnen aus der Haut saugt. Wie man das Brät aus dem Darm schält oder ob man den Darm der Einfachheit halber gleich dran lässt, kann jeder für sich entscheiden. Auch, wann man diesen deftigen Imbiss zu sich nimmt, ist inzwischen Tageszeit-unabhängig. Früher mussten sie Weißwürste bis 12 Uhr mittags verzehrt sein.Das lag zum einen an den nicht vorhandenen Kühlmöglichkeiten, zum anderen daran, dass diese Mahlzeit günstig und deshalb häufig an Arbeiter und Handwerker verkauft wurde, die die Wirte möglichst schnell wieder aus ihrem Haus haben wollten bevor die Reichen für ihren Lunch einliefen. Erfunden hat die Weißwurst angeblich 1857 der Moser Sepp, ein Metzgermeister aus München, dessen Lehrling den falschen Darm zum Bratwurst machen heimbrachte und sein Chef daraufhin improvisieren musste. Weil er befürchtete, dass der mitgebrachte Schweinedarm braten nicht aushalten würde, erwärmte er die Würste im Wasser - ein Klassiker war geboren (obwohl ich auch schon Weißwurst-Gröstl gegessen habe). Die Website helpster.de beschließt einen recht ausführlichen Text über Lagerung, Zubereitung und Verzehr der Weißwurst mit dem Satz: "Eine Weißwurst ist ein traditionelles bayrisches Gericht, das sich mit wenig Aufwand und schnell zubereiten lässt." Klingt schlüssig. Aber: Es gab die Weißwurst schon viel früher - und zwar genau im anderen Ende Deutschlands, in Hamburg. Und zwar seit 1806. Der Leibkoch eines Marschalls setzte damals den Gästen und Besuchern als zweites Frühstück die "Boudin blanc" vor, eine Luxusversion mit Kaviar (man war ja doch irgendwie eine Hafenstadt). Als die "Hamburger Franzosenzeit" im Laufe des 19. Jahrhunderts zu Ende ging und den Hamburgern ihr inniges Verhältnis zu den Franzosen etwas unangenehm war, schoben sie dieses Rezept ganz hinten in den Küchenschrank und ließen es in Vergessenheit geraten. Die Chance für den Moser Sepp zum Erfinder der Weißwurst zu werden. Ist vielleicht auch besser so. In Hamburg habe ich bisher noch keine einzige richtig resche Brezel gefunden.

Horst Lichter - da ist alles in Butter


Genau wie für mich "Das perfekte Dinner" zum Unter-der-Woche-Unterhaltungsprogramm gehört, ist es fester Bestandteil unserer Wochenend-Frühstücksroutine, eine Folge "Lanz kocht" im Online-Stream anzuschauen. Während wir unsere Brötchen mit Käse belegen, stopfen die Starköche Couscous in Tintenfische und Brezelfüllung in Braten. Inzwischen kennen wir nicht nur die Gags, die spätestens jede zweite Sendung einmal kommen ("Er wird auch George Clooney von Franken genannt - Alexander Herrmann!", "Und was sagt das Orakel aus München?","Kardamom ist gut, wenn man Probleme mit Mundgeruch hat - probier doch mal." usw.), sondern man kann auch die Köche langsam aber sicher schön in Klischee-Schubladen einordnen. Alexander Herrmann - immer schön angerichtete Speisen, für Alfons Schuhbeck aber immer entweder zu wenig Salz oder eine Komponente zuviel. Lea Linster - immer gut gemachte Gerichte, was angesichts der Wortanzahl pro Sendung erstaunlich ist; Kochmami, die all ihre "Buben" regelmäßig" knutschen und knuddeln muss - ob sie das wollen oder nicht. Cornelia Poletto - Quotenblondine mit Knatschstimme, die ganz gut kontern kann und noch besser italienisch kochen. Und, nein: SIE HAT KEINEN FREUND! Kolja Kleeberg - der Hammer in der Dessertabteilung. Ansonsten gut, aber sowas wie der Klassenstreber, der immer noch eine Anmerkung zu allem hat. Mario Kotaska - Blond, Brille, basst scho. Nelson Müller - singt ganz gerne mal. Ansonsten alles im Repertoire von Zwiebelrostbraten bis "Eckball"-Dessert. Steffen Henssler - kann Fisch, aber kein Soufflée. Tim Mälzer - kann Fleisch und ... Fleisch. Horst Lichter - kocht mit der größten Butterdichte pro Quadratzentimeter Lebensmittel. Egal, um welches Lebensmittel es sich handelt. Gestern haben wir zum Beispiel eine Folge angeschaut, in der die Köche etwas Deftiges zubereiten sollten. Während Schuhbeck sich mit einem Herrengulasch samt Ochsenmaulsalat im Zwiebelschälchen verkünstelt hat und Mario Kotaska geräuchterte Forelle unter perfekt gebräunte Bratkartoffeln hob, bastelte Lichter "Gefüllten Fleischkäse". Er schnitt Taschen in Leberkäs-Hälften, füllte sie mit Speck und Käse, panierte sie, briet sie mit gefühlt einem Klotz Butter an, packte einen weiteren obendrauf und steckte alles nochmal ins Backrohr, damit "die Butter auch schön in die Panade einzieht". Ich glaube ja, dass der Cholesterinspiegel bei so einem Gericht schon beim Zuschauen gefährliche Werte erreicht, da hilft auch der Meeretichsalat nichts mehr, den er als Alibi-Vitamine unter den Butter-Leberkäs geschmuggelt hatte. Aber es war ein Gericht, dass zu ihm gepasst hat - und das ist positiv gemeint. Ich fand es eines der besten, wennauch am schwersten im Magen liegenden "Lichter-Klopper", gleich nach der Erdbeere im Zucker-Sahne-Berg und "Lachs auf Toast". Und wenn es nur deswegen ist, für ein paar Minuten das gute Gefühl zu haben, sich ungleich gesünder zu ernähren, auch, wenn sich die Nuss-Nougat-Creme auf dem Frühstücksbrötchen türmt. Die nächste Folge schaue ich mir garantiert wieder an - man muss ja nicht alles nachkochen.

Muffin vs. Cupcake


Heute habe ich frische Rhabarber-Muffins gebacken bekommen. Die haben nicht nur sehr lecker geschmeckt, sondern mich zu der Überzeugung gebracht, dass ich eher der Muffin- als der Cupcake-Typ bin. Genau, wie es Hamburg- und Berlin-Typen oder Hunde- und Katzentypen gibt. Weil ich nun schon mal bei der Thematik "Muffin-Cupcake" war, habe ich mal nachgeschaut, ob die Unterschiede zwischen den beiden Törtchen wirklich so groß sind - oder ob sich unter der Cremehaube eines Cupcakes nicht einfach ein aufgetakelter Muffin versteckt. Das Internet sagt klar: Nein, ein Muffin und ein Cupcake sind zwei grundverschiedene Dinge. Genau genommen ist schon ein Muffin zwei grundverschiedene Dinge. Denn in Großbritannien nennt man flaches Hefegebäck "Muffin", während in den USA und auch hierzulande die fluffig-süße Variante aus der Miniform damit gemeint ist. Der US-Muffinteig ist ähnlich wie ein Pfannkuchenteig. Wichtig ist, dass die festen Zutaten und die flüssigen Zutaten getrennt voneinander gemixt und beide danach nur etwa zehn Sekunden vermengt werden. Sonst werden die Sauerstoffbläschen im Teig zu groß und der Teig fängt an zu kleben. Ein Cupcake dagegen besteht aus Rührteig, der früher - daher der Name - in einer kleinen Tasse gebacken wurde. Heute backt man die Küchelchen aber meist in Muffinformen. Während in den Muffin oft Beeren, Schokolade oder Nüsse kommen, bleibt der Cupcake-Teig jungfräulich. Die Deko kommt geballt oben drauf: In Form einer Creme- oder Frischkäsehaube, Liebesperlen, Blümchen und allem Glitter-Klim-Bim, den die Backwaren-Dekoabteilung hergibt. Beim Muffin bekommt man also mehr Gebäck pro Biss während beim Cupcake die Hälfte fettige Creme ist. Das schlägt sich überraschenderweise aber nicht in den Nährwerten wieder. Ein Muffin enthält angeblich pro 100 Gramm zwar mit 499 Kalorien rund 100 Kalorien mehr als ein Cupcake. Letzterer hat rund 22 Gramm Fett und 29 Gramm Kohlenhydrate, ein Muffin 25 Gramm Fett und 51 Gramm Kohlenhydrate. Zugegeben - 1:0 für den Cupcake. Aber ich muss auch sagen: Ist mir total egal. Ich bleibe Muffin-Fan. Schon allein deswegen, weil die kleinen Rhabarber-Kerlchen in der Küche so unglaublich lecker duften. Mahlzeit!

Frittierter Salbei zum Sekt

Frittierte Salbeiblätter zum Sekt oder Aperitif zu reichen, empfahl kürzlich die Süddeutsche Zeitung in einem Beitrag. Salbeiblätter? Grundsätzlich bin ich ja sehr dafür, zu Alkoholischem, das vor dem eigentlichen Essen gesüffelt wird, etwas zu knabbern. Sonst ist man zur Vorspeise schon so angeschickert, dass man das Dessert nur noch verschwommen wahrnimmt oder verzweifelt in sich hineinschaufelt in der Hoffnung, dass es noch ein bisschen was von den im Blut zirkulierenden Promille aufsaugt - wobei die Schwamm-Fähigkeiten von Eis, Sorbet oder Mousse doch eher überschaubar sind. Trotzdem: Wenn Aperitif-Knabberkram, dann bin ich eher für a) Häppchen wie Oliven, Grissini und Käseklötzchen oder b) Salzstangen oder Nüsse. Salbei verbinde ich sofort mit Hustentee oder -bonbons. Die musste ich früher beim kleinsten Hüsteln lutschen - was ja auch richtig war, weil Salbei eine desinfizierende Wirkung hat. Genau deswegen disqualifiziert er sich für mich aber auch als Beilage zum Aperitif, denn Alkohol wirkt ja selbst schon desinfizierend. Ich ziehe ja auch keine Mütze über einer Mütze (außer es sind Badekappen und ich Triathlet). Spannend finde ich allerdings, dass man sogar Salbeiblätter frittieren kann. Als ich klein war, bin ich davon ausgegangen, dass Pommes das Einzige sind, dass in heißem Fett gebadet wird. Später im Studium lernte ich dann, dass die Briten sogar Marsriegel frittieren. Also festes Fett in flüssiges Fett packen. Faszinierend daran war für mich vor allem, dass die Schokolade anscheinend nicht schmolz - und dass der Magen sich von dem - sagen wir: "Genuss" - eines solchen Gerichts wieder erholen konnte. Jetzt also auch Salbeiblätter. Vielleicht gibt es im FastFood-Restaurant um die Ecke demnächst ja die grünen Erkältungsbekämpfer als Pommes-Alternative für alle, die sich gesund ernähren möchten. Oder zumindest das Gefühl haben möchten, dass sie das tun, während Sie ihren Käsedoppeldecker mit zusätzlichem Speckstreifen verputzen. Andererseits: Wenn schon FastFood, dann richtig. Also: Her mit dem Marsriegel, ich hol schonmal die Fritteuse!

Das perfekte Dinner?


Ich gebe es zu, ich schaue "Das perfekte Dinner". Und ich gebe auch zu: Ich mache es weniger wegen der Rezepte als aus voyeuristischen Gründen. Ich finde es spannend, was die Teilnehmer beruflich machen und wie ihre Wohnung aussieht. Shame on me, ich weiß, ich weiß. Aber es ist für mich eine amüsante Art nach der Arbeit abzuschalten - denken gehört nämlich wirklich zu den letzten Dingen, die man bei dieser Sendung tun muss. Ein Sache hat mich diese Woche aber doch zum Denken gebracht: In der aktuellen Runde ist eine Lady dabei, die nichts isst, was aus dem Wasser kommt, keine Milchprodukte verträgt, keinen Alkohol trinken darf, weil sie schwanger ist und keinen Kaffee mag. Stellt sich die Frage: Was zur Hölle macht sie in einer Kochsendung? Hat sie sich auf dem Weg ins Studio von "Menschen,Tiere und Neurosen" verlaufen? Wenn ich an einer solchen Sendung teilnehme, dann sollte ich doch Spaß am Essen haben und Lust darauf, alles zu probieren, was man mir vorsetzt, ohne wechselweise zu zicken, zu verweigern oder rumzujammern, dass "Jakobsmuscheln ja wie Fleisch schmecken sollen", aber sie das niiiiiiieeeeee erfahren wird, weil die ja aus dem Wasser kommen und "Ich esse ja nichts, was aus dem Wasser kommt". Also auch keine Ente? Na ja, den anderen dürfte das egal sein. Bis auf eine, von der ich noch nicht rausgefunden habe, für was sie Schleichwerbung machen wird (ein guter Grund, die komplette Restwoche den Schmarren weiterzugucken), promotet der Fitness-Studiobesitzer seinen Roman, den er im Winter vor seinem Ach-so-gemütlichen Kamin geschrieben hat, der andere seine selbstgedrehten Reisereportagen, die er zur Musik einer italienischen Sängerin namens Alicia in seiner Dachstube schneidet und der Spargel mit dem verrutschen Iro sich selbst bzw. seine überirdischen Fähigkeiten als Tanzlehrer und Choreograf. Ich bin gespannt, ob er in seinem Wohnzimmer eine Ballett- oder andere Stange hat. Oder zumindest Stangenspargel (sorry, war platt, aber der musste einfach sein). Spargel gabs auch beim Fitnesstrainer, den hat er versehentlich mit dem Fisch zusammen in die Soße geschmissen und - Hammer - die Anti-Wasser-Frau hat in gegessen und ÜBERLEBT! Wahrscheinlich hat das gefühlte Kilo Zucker im mit Fertigpuddingpulver und einem Schuß O-Saft aus Bio-Orangen (Zitat: "Hier kommt das gesunde Dessert meines Bio-Menüs")sämtlichen Fischgeschmack getötet. Aber der Kaminofen, der war wirklich gemütlich. Ich freu mich schon auf morgen.

Nochmal vegetarisch


Nachdem ich in einem früheren Blog eine Untersuchung zitiert hatte, dass rotes Fleisch essen männlich und vegetarische Kost eher, na ja, "gemäßigt männlich" sei, hier etwas zur Versöhnung (und das schreibe ich nicht nur, weil ich durch die letzten vier Tage Festival-Kost einen winzigen Fleisch-Overkill habe): Der Vegetarierbund Deutschland (VEBU) hat vor Kurzem nämlich verkündet, dass die fleischlose Ernährungsweise immer mehr Akzeptanz in der Gesellschaft findet. "Das Bild des Vegetariers hat sich von "schräg, extrem oder weit weg von der eigenen Lebenswirklichkeit" zu "Trendsetter" gewandelt", so VEBU-Vorsitzender Thomas Schönberger in einem Internview mit dem Online-Portal lifestyle.t-online.de. Allerdings, und gleich vorab ein erneutes "Sorry Guys" an die fleischlos lebenden Jungs, sagt Schönberger auch, es gebe "eine ganz grobe Tendenz: Weiblich, jung, gebildet, städtisch und im Westen lebend - das ist die Speerspitze der vegetarischen Bewegung. Das ist nur eine Annäherung, aber eine grobe Achse, die zutrifft. Frauen sind am Thema Ernährung immer noch näher dran als Männer." Wie gesagt "Sorry Guys".

Gesprächsstoff: Du bist, was du isst?


Gestern waren wir bei Freunden zum Essen eingeladen. Irgendwann, als die Bäuche ebenso voll waren wie die Gläser, kam das Thema auf das Spiel "Gesprächsstoff". Das sind Karteikarten mit Fragen, von denen eine gezogen wird und die dann alle am Tisch sitzenden reihum beantworten müssen. Dadurch soll man Dinge, Ansichten und Denkweisen seiner Mitspeisenden erfahren, die einem sonst vielleicht nie zugetragen worden wären. Gut, es sei dahingestellt, ob ich unbedingt wissen muss, was die Lieblingstiere sämtlicher meiner Freunde sind oder welche aktuelle Erfindung sie für so gelungen halten, dass sie auch ein Besucher aus dem Jahr 2567 noch absolut abgefahren findet. Aber es kommen doch sehr spannende, lustige und rührende Geschichten zusammen. Achim hat ein ähnliches Spiel selbst entwickelt, "My friends' world", das uns auch schon so manchen großartigen Abend beschert hat. Leider gibt es bisher noch keine Gourmet-Version, in der nur Essens-Fragen gestellt werden. Doch ich bin überzeugt, dass die Einstellung zum Essen eine ganze Menge über den jeweiligen Menschen aussagt. So glaube ich, dass jemand, der sich Zeit nimmt zum Essen, eher auch einen Sonnenuntergang genießen kann als jemand, der ständig und ohne Not in zwei Minuten drei Cheeseburger in sich hineinstopft. Oder dass jemand, der sich sehr bewusst ernährt, auch achtsam in anderen Lebensbereichen ist. Das einzige Ernährungsgebiet, auf dem ich noch nicht zu einem klaren roten Faden gekommen bin, ist der Alkoholkonsum. Klar, gibt es die Profitrinker, die Wein aus Tetrapaks und Bier aus Plastikflaschen mit Schraubverschluss kippen. Aber bevor sie an der Flasche hingen - und vermutlich auch jetzt noch, da sie es tun - waren die meisten vermutlich keine schlechten oder dummen Menschen. Genau wie jemand, der alles über Weine weiß und stundenlang ein Glas Chateau Irgendwas zu einem Geigenkonzert auf CD genießen kann, kein liebenswerter, hilfsbereiter Kerl sein muss. Vielleicht hat er zig Kollegen mit Füßen getreten, um an die Stelle auf der Karriereleiter zu kommen, die es ihm ermöglicht, diesen sündhaft teuren Tropfen zu kaufen. Und,überhaupt, wenn er nett wäre, würde er den Wein dann nicht mit Freunden anstatt allein mit CD süffeln? Selbst Jacky-Cola-Trinker kann ich nicht mehr in die "Proll"- oder "Pubertierender"-Schublade stopfen, seit eine Freundin einen großartigen Partner hat, der mit Vorliebe eben genau dieses Zeugt in sich hineinschüttet. Ich brauche also dringend Hilfe in Form eines ausgeklügelten Food-Fragen-Katalogs mit gesondertem Getränketeil. Irgendjemand Lust?

Fleischeslust und Sojafrust?


Fleisch ist für Männer, Soja für Luschen. Das ist in etwa das Ergebnis einer Studie, die kürzlich im amerikanischen Journal of Consumer Research veröffentlicht wurde. Die Probanden wurden gefragt, mit welchen Wörtern und Metaphern sie verschiedenen Lebensmittel in Verbindung bringen. Ergebnis: Fleisch wurde im Gegensatz zu Milch, Soja oder Gemüse mit männlichen Begriffen bedacht. Mit rotem Fleisch werde der starke, muskulöse Mann in Verbindung gebracht, so die Forscher, während Soja mit "schwächlich" und "weich" assoziiert werde. Folglich werden fleischessende Männer als maskuliner eingeschätzt als Vegetarier. Kein Wunder, dass die Jungs quasi zum Salat essen geprügelt werden müssen. Aber glücklicherweise haben die Wissenschaftler auch einen schlauen Ratschlag dafür, wie man den Männern fleischlose Gerichte schmackhaft machen kann: Sojagerichte vorsetzen, die optisch an fleischhaltige Gerichte erinnern. Abr mal ganz ehrlich: Ich mag mir lieber nicht vorstellen, was passieren würde, wenn ich beim nächsten Fußball-Grill-Abend mit Sojasteaks ankäme.

Breaking News: Nutella ist gar nicht gesund!


Wenn ich Amerikanerin wäre, wäre ich jetzt reich. Ich bin nämlich bekennender Nutella-Junkie. Das war auch eine Frau in den Staaten... bis sie mit Entsetzen (und vermutlich 20 unerklärlichen Kilos mehr auf den Hüften) feststellen musste, dass der Schokoaufstrich gar nicht gesund ist, wie die Werbung vermuten lässt, sondern - im Gegenteil - quasi reines Fett. Debakel! Wer kann denn auch ahnen, dass etwas, das laut Nährwertangaben rund 55 Gramm Zucker und 31 Gramm Fett pro 100 Gramm enthält, ungesund sein könnte? Deshalb hat die um ihre schlanke Hüfte betrogene Lady Nutella-Hersteller Ferrero USA verklagt. Weil sie nicht die einzige Amerikanerin war, die die Nuss-Nougat-Paste für "ein ausgewogenes und schmackhaftes Frühstücks-Produkt" gehalten hatte, wurde daraus eine Sammelklage. Angesichts der drückenden Beweislast, dass die Werbebotschaft in den USA wohl nicht eindeutig genug war, gab Ferrero klein bei und willigte ein, rund 2,3 Millionen Euro Entschädigung zu zahlen. Zudem wurde eine Website eingerichtet, auf der darüber informiert wird, wie man sich seine kaputt gefressene Gesundheit in Dollar aufwiegen lassen kann: Wer bis 5. Juli eine Klageschrift einreicht (die Ferrero extra schon mal vorgeschrieben und zum Download bereit gestellt hat, denn Zucker macht aktuellen Studien zufolge nicht nur dick, sondern auch dumm), kann pro zwischen 2008 und 2012 gekauftem Glas Nuss-Nougat-Creme drei Euro Entschädigung einfordern. Drei Euro! Wenn ich mal grob überschlage, wass ich in diesem Zeitraum an Nutella verdrückt habe, käme ich auf einen Betrag, der locker einen Kleinwagen finanzieren würde. Nicht, dass ich einen bräuchte, aber, hey, man nimmt was man kriegt. Allein zu meinem 30. Geburtstag habe ich zehn Gläser geschenkt bekommen - und das in einem früheren Blog erwähnte Nutallika hätte bestimmt noch einen Sonder-Bonus für überdruchschnittliche körperliche Grausamkeit abgeworfen. Na ja, ich lebe nicht in den USA, muss Etiketten lesen, verstehen und Werbebotschaften selbst interpretieren, während die Amis sich von ihrer Nutella-Entschädigung Burger und Cola kaufen und sich im Fernsehen den angepassten Nutella-Spot anschauen, der ab jetzt wahrscheinlich irgendwie so lautet: "Nutella, die fetthaltige, zuckersüße Schokopampe, die dick macht, aber einfach geil schmeckt. ACHTUNG: Dieses Produkt ist nicht gesund, möchte aber gerne so wirken. Danke für Ihr Verständnis."

Griechischer Wein ... und Käse


Seit fünf Tagen sind wir in Griechenland, auf Chalkidiki, in Sarti. Das Meer ist türkis, die Sonne scheint unser Hotel Apollon Xenonas (zur Website) ist ein Traum und der Hotelbesitzer Babis ein noch viel größerer. Am Mittwoch letzter Woche hat er für uns und die beiden anderen Gäste mit ihren Kindern (es ist eindeutig Vorsaison hier) einen griechischen Abend mit Weinprobe veranstaltet. Der erste der fünf Weine war Retsina. Den Namen hatte ich schon gehört, getrunken hatte ich diesen Wein allerdings noch nie. Wenn schon griechisch, dann Ouzo. Der Retsina schmeckte sehr herb, was wohl, so erklärte uns Babis, auch daran liegt, dass er während der Gärung mit Harz versetzt wird. Es werde von den Pinien gesammelt, wenn sie weinen, erzählte unser Gastgeber. Das mit dem Harz (das vor dem Abfüllen in Flaschen wieder entnommen wird) kommt aus dem alten Griechenland. Damals hatte man den Retsina in Schläuchen aus Ziegenfell oder in Amphoren aufbewahrt, die mit Harz abgedichtet waren. Dadurch wurde er haltbarer – und bekam ganz nebenbei sein typisches Aroma. Eine schöne Idee, macht aber den Retsina für meine Kehle nicht so viel angenehmer.
Besser schmeckte mir da schon die Käseauswahl aus Ziegen-, Schafs- und Ziegen-/Schaf-Mix-Käse. Während in Deutschland Feta und griechischer Käse quasi Synonyme sind, wurde uns bei unserem Probeessen eröffnet, dass es mehr als 100 verschiedene Käsesorten in Griechenland gibt. Der Käse hat eine sehr lange Traditioin in Griechenland Angeblich soll sogar Odysseus auf seiner Odyssee ein paar Käselaibe in der Höhle des Zyklopen gefunden haben. Der Zyklop soll den Käse sogar selbst hergestellt haben. Dass es in Griechenland kaum Kuhmilchkäse gibt, liegt daran, dass Schafe und Ziegen viel besser mit der verkarsteten Landschaft zurechtkommen. Ein Gerücht, behaupte ich, da sie unserer Erfahrung nach mehr auf der flachen Fahrbahn als im felsigen Weideland herumstehen. Aber leckeren Käse bekommen sie trotzdem zustande. Auch, wenn ich mir leider keinen einzigen Namen der verkosteten Sorten merken konnte. Immerhin hat mich diese Käseprobe zu einem neuen Experiment inspiriert. Ich möchte – sobald ich wieder zuhause bin – meinen eigenen Feta herstellen. Gleich, nachdem ich die Küche mit Frischhaltefolie ausgekleidet und geruchssicher versiegelt habe. γεια σου und bis bald




Vom Blau- und Diät machen


Wenn sich Frauen von ihrem Partner trennen, müssen sie sich optisch verändern. Das ist genetisch und evolutionär so festgelegt. Meistens ist das, was sich ändert die Frisur. Und damit beginnt das Dilemma von Sängerin Katy Perry. Die ändert eh alle paar Wochen Schnitt, Länge und Farbe (aktuell: Schlumpfblau) - da bleibt nach der Trennung von Ehemann Russell Brand anscheinend nur noch eine Veränderungsoption: Abnehmen. Und weil Liebeskummer als solcher schon unangenehm genug ist, soll bei ihr das Abspecken wenigstens ein Minimum an Spaß bringen. Katy lässt sich ihre Fastenmahlzeiten vom Gourmet-Lieferanten Freshology (www.freshology.com). Da werden die Diätmahlzeiten für um die 50 Euro pro Tag direkt und jede Mahlzeit separat in unauffällige schwarze Taschen gepackt und wie Milchkannen früher vor die Tür gestellt. Die Promis müssen die eingetüteten Sternemenüs nur noch in ihrer Luxus-Mikrowelle aufwärmen. Fotos nach zu urteilen klappt das mit dem In-Form-Kommen ganz gut. Katy Perry hat nach eigener Aussage nur noch ein Problem: "Ich kann immernoch kein Seil hochklettern." Star sein ist echt ein Fluch.

Dosenhendl-Hobbythek: Mixgetränke für Fortgeschrittene


Ich dachte immer „Metallica“ sei hart. Doch dann habe ich „Nutallika“ kennen gelernt. Und das übertraf alles, was ich bisher an Härtetests überstehen musste.
Es war mein Geburtstag, der Kühlschrank war gefüllt mit Bier, Tonic, Fleisch für den Grill – und je einer Flasche Weißwein und Prosecco für die Mädels. Also die, die kein Bier oder Gin Tonic trinken, sprich: eine. Und weil Geburtstag auch Geschenke bedeutet, bekam ich neben T-Shirt, Blumen und einer Tasse auch ein selbstgebrautes Getränk: eben jenes verhängnisvolle "Nutallika", ein Mix aus zahlreichen Zutaten, darunter Zuckersirup, Rum und Nutella, die mehrere Erhitzungs-, Misch- und Abkühlvorgänge durchlaufen hatten. Nutella war eine absolute Pflichtzutat in den Augen der Schenkenden. Nicht zu Unrecht, denn ich bin ein dermaßen großer Verfechter des Original-Nuss-Nougat-Aufstrichs, dass ich sogar schon Blindverkostungen veranstaltet habe, um zu beweisen, dass man es aus sämtlichen Konkurrenzprodukten herausschmecken kann (hat auch geklappt). Entsprechend übereuphorisch reagierte ich, als mir die Bügelverschlussflasche mit dem harmlos nach Kakao aussehenden Nutallika überreicht wurde. Die erste Runde wurde ausgeschenkt und die Kehlen hinuntergestürzt. In Schnapsgläsern natürlich. Das Wunder: Es schmeckte. Richtig gut sogar. Wie flüssiges Nutella mit einem Hauch Würze. Alkohol? Keine Spur! Die nächste Runde folgte. Die Begeisterung wuchs ins Unermessliche. Die Flasche kreiste.
Dabei vergaß die Partygesellschaft leider eine Hauptregel der Alkoholpanscherei: Keep it controlable. Sprich: Solange man kein gelernter Barkeeper ist, sollte man nur Mixgetränke herstellen, die aus zwei Komponenten, davon mindestens eine antialkoholische, bestehen. Radler beziehungsweise Alsterwasser, Gin Tonic, Rum Cola, Aperol Sprizz … da weiß man, das passt zusammen und kann abschätzen, was die Kombi im eigenen Körper anstellt. Nicht so bei „Nutallika“. Ganz ehrlich: Ich würde jeden Kater gegen das eintauschen, was am nächsten morgen in meinem Magen herumklumpte. Es fühlte sich an als hätte ich ein komplettes Glas Nutella auf einmal geschluckt - ohne das Glas vorher zu entfernen. Ein sehr suboptimaler Zustand, der glücklicherweise nur ein paar Stunden anhielt. Das nächste Mal trinke ich trotzdem nur aufrichtige Getränke, die die Folgen haben, die man von ihnen erwartet. Einen Kasten Bier bekommt man schließlich auch nachts um vier noch an der Tankstelle.

Coq au Vin: Das Dosenhendl deluxe


Til Schweiger ist sowas von raus. Sein feinsinnig humoristisch als "Kokowääh" bezeichnetes Gericht, das er in der gleichnamigen Filmromanze zusammenkloppt, kann er ungekaut in die Tonne kippen. Achim hat gestern nämlich ein Rothweinhähnchen gebruzelt, das ich jederzeit einem Til Schweiger vorziehen würde. Ob Film oder real. Und erst recht allem Essbarem, an dem Til Schweiger seine Finger hatte. Wenn er so kocht wie schauspielert ... na ja, egal. Ist, wie essen auch, Geschmackssache.

Der Coq au Vin, inzwischen als eine Art intellektuelle Variante des Dosenhendls anzusehen, hatte jedenfalls nicht immer Starqualitäten. Im Gegenteil: Lange Zeit galt es als Arme-Leute-Essen. Denn Geflügel war pflegeleicht, einfach aufzuziehen und quasi schon vorportioniert. Weil Hahn im Gegensatz zu Huhn etwas trockeneres Fleisch hat (und man ihn nicht zum Eierlegen brauchen konnte), badete man den Sonntagsbraten in Flüssigkeit, um nicht beim ersten Bissen anzufangen Staub zu spucken. Und das Alltagsgetränk im Geburtsland des Coq au Vin, in Frankreich, war nun einmal Wein. Mit diesen beiden Zutaten - Hahn und Wein - ist das Grundrezept auch schon erzählt. Was man sonst noch an Gemüse in den Topf kippt, bleibt jedem selbst überlassen. Wir hatten Karotten, Champignons, Zwiebeln und Speckwürfel drin - nur Gemüse zum Fleisch ist ja auch langweilig. Es war großartig, ein echtes Festessen.

Allerdings habe ich heute bei der Recherche für meinen Blogeintrag feststellen müssen, dass wir gegen fast alle französischen Coq-au-Vin-Grundgesetze bis auf das mit dem "Hahn und Wein" verstoßen haben. Die lauten nämlich:

- Es soll ein ganzes Tier zubereitet werden (unseres war geviertelt, sonst hätte es nicht in den Topf gepasst)

- Neben Wein ist zwingend die Verwendung von regionalen Spirituosen vorgesehen (in unserem Falle wäre das vermutlich "Küstennebel" gewesen, wir haben irgendeinen Cognac reingekippt)

- Der Hahn soll auf keinen Fall in minderwertigem Wein zubereitet werden, sondern mit dem Wein, der auch zum Essen getrunken wird (hahaha, ich bin doch nicht bescheuert! Ich halte mich lieber an die Aschenputtel-Variante: Den Fusel ins Töpfchen, den guten ins Kröpfchen)

- Zum Coq au Vin wird Baguette gegessen (hatten wir schon zum Frühstück, deshalb gab es Kartoffeln)

Man kann also selbst bei einem Arme-Leute-Gericht einiges falsch machen, wenn es aus Frankreich kommt. Kein Wunder, dass Sarkozy in so viele Fettnäpfchen getreten ist bei seinen Landsleuten, wenn die quasi flächendeckend aufgestellt sind und sogar vor Beilagen zu Geflügel nicht Halt machen. Die Fettnäpfchen, nicht die Landsleute.

Egal, nach eingehender Prüfung der Klingelschilder unserer Nachbarhäuser kann ich erleichtert vermelden: Kein französisch klingender Name, die Revolution wegen dilettantisch zubereiteten Coq au Vins wird vorerst nicht steigen. Hoffentlich aber eine weitere Auflage des Rotweinhendls à la Achim. Ich könnte ja schon wieder..

Frauen sind gut für die Umwelt


Dass Frauen besser Multitasken können als Männer, wussten wir schon. Dass Sie besser gleichzeitig denken und fühlen können, auch. Dass sie aber obendrein noch besser für die Umwelt sind, das hat jetzt eine Studie der Universität Halle herausgefunden.
Die Forscher haben die Ergebnisse der Nationalen Verzehrstudie ausgewertet, für die rund 20.000 Menschen befragt wurden. Dabei kam erstmal etwas dank diverser Frauenzeitschriften und Beziehungsratgebern Altbekanntes heraus: Frauen essen weniger Wurst und Fleisch, dafür mehr Gemüse und Obst. Dieses Essverhalten erzeugt weniger Treibhausgase, weil Äpfel, Birnen und Gurken nicht pupsen - und angeblich verbrauchen Frauen mit ihrer Diätkost auch weniger Fläche. Ein Baumstamm ist eben platzsparender als ein Kuhkörper - zumindest für ein paar Jahrhunderte. Würden sich alle Männer wie Frauen ernähren - und das war mir neu - würde eine Fläche von der Größe Schleswig-Holsteins frei. Auf die wir Frauen dann noch mehr Obstbäume und Kopfsalat pflanzen können. Stellt sich mir allerdings die Frage, ob das mit dem Treibhausgase einsparen tatsächlich noch zutreffen würde, wenn die Männer sich wie Frauen ernähren können. Ihr Verdauungstrakt ist ja blähendes Gemüse nicht gewohnt... aber so gibt das dem Angrab-Spruch "Baby, ich bin ein echter Stier im Bett" eine ganz andere Bedeutung.

Blumen kann man essen, oder?


Weil Ostern vor der Tür steht und der Frühling zumindest auf dem Kalender schon mitten im Wohnzimmer sitzt, hatte Achim mir zur Würdigung dieser beiden Ereignisse (und meiner Wenigkeit) einen Strauß Tulpen mitgebracht. Der thronte in einer Vase auf dem Esstisch als Freunde von uns zum Grillen kamen. Als wir eine Weile um die Blüten herum gegessen und –getrunken hatten und im Mund wieder Platz für Worte war, kam die Frage auf, ob man Tulpen eigentlich auch essen könne. Wir Mädels waren der Meinung, dass theoretisch doch eigentlich alle Blumen essbar sein müssten. Ist ja nix drin außer Wasser und ein paar Duftstoffe. Die Jungs waren da skeptischer. Also habe ich nachgeschaut. Und tatsächlich: Es gibt giftige Blumen, unter anderem Maiglöckchen, Herbstzeitlosen und Scharfen Hahnenfuß (der böse Bruder des Dosenhendls). Auch von Blumen aus dem Blumengeschäft sollte man die Zunge lassen, da sie häufig mit Pestiziden behandelt wurden. Selbstgezogene Exemplare aus dem Garten oder vom Fensterbrett namens Rose, Holunder, Kamille, Lavendel, Stiefmütterchen oder Ringelblume können dagegen nach Herzenslust über Torten, in Aperitifs, Salate und Suppen gekippt werden. Man kann sich seine Speiseblumen sogar online bestellen, wenn man nicht warten möchte, bis die Samen und Zwiebeln endlich zu Pflanzen geworden sind. Tulpen, um die ursprüngliche Fragestellung zu beantworten, sind beides: gute und böse Blumen. Die Zwiebeln sind giftig, die Blätter genießbar. Wenn also jemand vergessen haben sollte für die Osterfeiertage einzukaufen, kann er auch ein bisschen an der Blütendeko knabbern. Aber nur obenrum.
Frohe Ostern!

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